Reformation in Unterleinleiter

Über die Einführung der Reformation in Unterleinleiter wird in der Pfarrbeschreibung, die Pfarrer Ernst Schmidt 1925 - 1932 nach älteren Berichten von damaligen Pfarrern im 18. und 19. Jahrhundert zusammenstellte, relativ wenig berichtet.

Dort heißt es: „Die Reformation wird dahier von einem Glied der Reichsritterschaft eingeführt, die bekanntlich von allem Anfang an sich der evangelischen Lehre großenteils mit Begeisterung zuwandte, nämlich durch Reichsfreiherr Dietrich von Streitberg, der zu Veilbronn auf dem dortigen Schloss wohnte und Unterleinleiter als Lehen von den Fürstbischöfen von Bamberg besitzt. Die Einführung der Reformation dahier vollzieht sich ruhig und ohne Widerstand.“ Genauere Nachrichten darüber fehlen.

Dietrich v. Streitberg gedenkt im Jahre 1587 der Einführung der Reformation dahier mit folgenden Worten: „Darauf ist nun eine gute zeitlang das Exerzitium der wahren A.C. (Augsburger Confession) angefangen und nun mehrere Jahre, Gott sei Lob, ruhig hergebracht.“

Diese Aussage bezieht sich wörtlich auf einen Eintrag im Burggrub - Greifensteinischen Saalbuch von 1587.

Dieser Abdruck liegt als Bericht „in Sachen von Lüchau contra Bamberg und Consorten, das wider den Religions-Friedens-Schluss in der Evangelischen Kirche zu Unterleinleiter Anno 1696 de Facto eingeführte Römisch-Catholische Simultaneum betreffend“ vor. Außerdem geht ein Schreiben des Dietrich von Streitberg an die Besitzer des hiesigen Ritterguts Anno 1612, in dem er berichtet, „dass Conrad Stein, ein Emeritus, über 20 Jahre als evangelischer Geistlicher bei der Kirche zu Unterleinleiter gestanden, und da dieser wegen seines Alters und Unvermögen gedachten Officio nicht mehr vorstehen können, ein anderer Nahmens Sigmund Schmidt gesetzet worden.“

Diese beiden Schriftstücke sind die einzigen schriftlichen Zeugnisse, die von der Einführung der Reformation in Unterleinleiter berichten. Ob dies alles so ruhig und reibungslos in der Bevölkerung ablief, wissen wir nicht. Denn plötzlich wurde vom Patronatsherrn ein evangelischer Geistlicher der bisher katholischen Bevölkerung vorgesetzt.

Aus Sicht der Kirchenherrschaft war das sicher so, denn die Einwohner von Unterleinleiter waren zu dieser Zeit als Untertanen und Lehensleute entweder von der hiesigen adeligen Herrschaft oder vom Hochstift Bamberg abhängig. Die Mehrzahl der Bewohner waren Untertanen der hiesigen adeligen Herrschaft, die sich der neuen Lehre anschloss und somit war es klar, dass diese Abhängigkeit auch ausschlaggebend für die Konfession war.

Im Jahr 1582 wird in der Pfarrchronik berichtet, dass nur noch „10 Seelen“ der alten katholischen Lehre angehörten. Wahrscheinlich waren es die Lehensleute des Hochstifts Bamberg.

In einem katholischen Pfarrbericht in Ebermannstadt von 1624 heißt es, dass: „Katholiken in Unterleinleiter nicht nur den gewohnten Kirchgang ins jetzt evangelische Gotteshaus, sondern auch Taufen, Trauungen und Beerdigungen durch den evangelischen Geistlichen verrichten lassen“.

In allen pfarrlichen Belangen, wie Beichte und Kommunion gingen sie nach Ebermannstadt, das katholisch geblieben war.

Ab 1625 war es den hiesigen Katholiken verboten, den evangelischen Gottesdienst zu besuchen. In einem Brief von 1625 wurden die 12 Katholiken vom Bamberger Bischof wegen Teilnahme am evangelischen Gottesdienst zu einer Geldstrafe verurteilt.

Zur Person Dietrich v. Streitberg: Er war der Nachfahre einer der einflussreichsten und mächtigsten Familien in der hiesigen Gegend. Er wurde am 2. Juli 1550 als Sohn von Joachim von Streitberg und dessen Ehefrau Dorothea vom Stein zu Altenstein geboren. Er studierte an der katholischen Universität Ingolstadt. Er war in 1. Ehe mit einer Stiebar-Tochter verheiratet und in 2. Ehe mit Sabina von Lichtenstein.

Als Hauptmann des Ritterkantons Gebürg und Vorsitzender der mittlerweile überwiegend evangelisch gewordenen Ritterschaft arbeitete er seit seinem 25. Lebensjahr 1575 auf einen Religionswechsel hin. Im Jahr 1569 erbte er von
seinem Vater Joachim v. Streitberg, der auf dem Schloss in Burggrub saß, das Kirchenlehen samt Patronat über die Kirche von Unterleinleiter. Dieser hatte es von seinem Vetter, Rochius v. Streitberg, dem letzten männlichen Besitzer des hiesigen Ritterguts geerbt.

Von katholischer Seite aus wird berichtet, dass Dietrich v. Streitberg 1582 den ersten lutherischen Prediger Johannes Schreiner oder Schreier durch die zwei Gotteshauspfleger einführen ließ, womöglich nach dem Tod des katholischen Pfarrers Memmel, der noch in der Kirche beigesetzt wurde.

Dietrich v. Streitberg starb am 22. Dezember 1616 und wurde als dortiger Patronatsherr in der Kirche von Heiligenstadt beigesetzt.

Die Fürstbischöfe waren von Anfang an bemüht, möglichst viele evangelische Gläubige in Unterleinleiter für die Rückkehr zum alten Glauben umzustimmen, was ihnen später auch gelang. In der evangelischen Pfarrchronik wird Anfang des 18. Jahrhunderts berichtet, dass 300 Personen zum katholischen Glauben zurückkehrten, nur 200 Personen blieben dem evangelischen Glauben treu.

Am 14. August 1690 war der letzte Streitberger Hans Wilhelm v. Streitberg auf Schloss Strößendorf gestorben, es erlosch das Patronatsrecht und fiel an das Hochstift Bamberg zurück. Der Fürstbischof Lothar Franz v. Schönborn führte am 2. August 1696 in Unterleinleiter „mit großer Gewalt“ das Simultaneum ein. Unterleinleiter war fortan die einzige Gemeinde in der Gegend, in deren Kirche beide Konfessionen Gottesdienst feierten. Mit dieser Maßnahme beginnt in Unterleinleiter eine 150jährige Leidenszeit, ausgefüllt mit Hass und Streit zwischen den beiden Konfessionen. Das dauerte an bis zum Bau der eigenen katholischen Kirche 1846.
Wilhelm Dicker, Unterleinleiter