Johann Bickel, königlicher Pfarrer und Dekan (1864-1931) hat im Jahr 1913 für Muggendorf eine neue Pfarrbeschreibung verfasst. Er hat sorgfältig recherchiert, beruft sich auf frühere Arbeiten dieser Art und gibt für Zitate genaue Quellen
an. Wir können uns heute noch auf seine Angaben verlassen.
Zur Frage, wann und wie die Reformation in Muggendorf Platz gegriffen hat, schreibt er wörtlich: „...so kann auch über die Zeit und Art der Einführung der
Reformation, dieser auch für die Pfarrei Muggendorf so überaus wichtigen kirchlichen Bewegung des 16. Jahrhunderts, Quellenmäßiges aus den Pfarrakten, wenn etwas derartiges jemals in denselben überhaupt vorhanden war, nichts
angegeben werden, da, wie schon früher bemerkt, im dreißigjährigen Krieg (1632) sämtliche Akten und Kirchenbücher verbrannt sind.“
Kroatische Soldaten aus Wallensteins Heerhaufen, die 1632 auch bei Forchheim lagerten, hatten den evangelischen Ort überfallen, geplündert, die Kirche weithin zerstört und etwa zwei Drittel der Bürgerhäuser, darunter auch das Pfarrhaus
abgebrannt. Damit war alles an Akten und Kirchenbüchern vernichtet, was über Muggendorf vor dieser Zeit hätte Auskunft geben können.
Wir kennen aber aus anderen Quellen Namen von Pfarrern, die in der Reformationszeit in Muggendorf gewirkt haben sollen, wenn wir auch über die einzelnen Personen wenig wissen. Da ist Pfarrer Friedrich Messingschlager aus
Ebermannstadt. Er soll schon vor der Reformation als katholischer Priester in Muggendorf gewirkt haben. Er wird auch im General-Personal-Schematismus der Diözese Bamberg als „letzter katholische Pfarrer in Muggendorf geführt.“
Allerdings wird dort sein Todesjahr mit 1523 angegeben. Den evangelischen Unterlagen nach soll er bis 1532 in Muggendorf gewirkt und bei der Einführung der Reformation evangelisch geworden sein (ein Zahlendreher in den bischöflichen
Unterlagen oder Absicht?). Die Einführung der Reformation in den Orten des Fürstentums Brandenburg-Kulmbach (später Markgrafentum Bayreuth) wurde mit den von Markgraf Georg, dem Frommen, angeordneten Kirchen- und Schulvisitationen
von 1528 an durchgeführt. In diesem Zeitraum 1528/29 dürften auch Muggendorf und sein Pfarrer evangelisch geworden sein.
Im Jahr 1532 werden gleich zwei evangelische Pfarrer angeführt, die nacheinander in Muggendorf wirkten. Der erste davon, Johann Gruner (Grünberger, Grüner) war gebürtig aus Regensburg, dort auch Vikar, Benefiziat „Zur schönen Maria“, dann Prediger in Weiden; dort 1531 als evangelisch abgesetzt und in Regensburg gefangen. Er war 1532 in Bayreuth verpflichtet worden und seit Februar 1532 in Muggendorf. Es ist nicht bekannt, warum noch im selben Jahr ein anderer Pfarrer, Wolfgang Säterer (Saterer, Satterer) nach Muggendorf kommen musste. Er war zunächst ebenfalls in Weiden Kaplan, 1531 als evangelisch abgesetzt und eingesperrt. Er wird „ein verkannter Märtyrer in Franken“ genannt.
Im Jahr 1534 hat er an den Markgrafen geschrieben und um „Schutz gegen Gefangennehmung seitens der Bambergischen“ gebeten, ein Schicksal, das dem Pfarrer von Thuisbrunn widerfuhr. Von Pfarrer Säterer heißt es, er soll „ein
betrübtes Ende genommen haben“. Anderen Quellen zufolge soll er aber später als Pfarrer in Wunsiedel gewirkt haben. Es gehörte jedenfalls noch eine ganze Weile Mut dazu, seinen evangelischen Glauben zu bekennen.
Im Jahr 1540 folgt Pfarrer Johann Christian Blümlein, gebürtig aus Trautskirchen. Einer Sage nach soll er von Martin Luther selbst nach Muggendorf gebracht und eingesetzt worden sein. Luther soll damals „bei dem Haagbrunnen
sowohl als auch auf des Pfarrers Kirmes- und Tanzwieslein dem einfältigen Volk zwei lehrreiche Predigten gehalten haben.“ Für diese Sage gibt es allerdings keinerlei historische Belege.
Abschließend darf noch erwähnt werden, dass es so etwas wie eine Glaubensund Religionsfreiheit erst eine Reihe von Jahren später durch den 1555 in Augsburg verkündeten Religionsfrieden gegeben hat. Martin Luther und andere
Väter der Reformation, auch Markgraf Georg der Fromme, waren da bereits verstorben.
Was war nun das Neue, das mit der Reformation Einzug hielt?
Dekan Bickel schreibt in seiner Muggendorfer Pfarrbeschreibung weiter: „Die Reformation mit ihrem Hauptprinzip von der Rechtfertigung des sündigen Menschen aus Gnaden durch den Glauben an Jesum Christum, diese Zurückführung
des Christentums zu seinem ursprünglichen reinen Inhalt, wie er im Evangelium, in der Heiligen Schrift gegeben ist, brachte eine allmähliche, geschichtlich sich vollziehende Umgestaltung des religiös-sittlichen und kirchlichen
Lebens in all den Ländern, welche sich zur Reformation bekannten. Da ward alles abgetan, was dem Protestantismus ... widersprach; freilich geschah dies mit Rücksicht auf den geschichtlichen Zusammenhang, also unter möglicher
Schonung dessen, was geworden war und bestand, und unter Erhaltung dessen, was wert war zu bleiben. Nicht einen völlig neuen Gottesdienst aufzurichten, galt es, sondern nur den überlieferten von den unevangelischen Bestandteilen
zu reinigen.“ In Muggendorf wurde die Brandenburgisch-Nürnbergische Kirchenordnung von 1532/33 eingeführt. Darin ging es nicht nur um den Ritus, die Form des Gottesdienstes, sondern auch um die Lehre, womit und worauf ein
Christenmensch leben und sterben können sollte.
Manfred Erstling, Dekan i.R.