Aufseß
Bis zur Reformation
Das Christentum war in der Gegend schon im 9. Jahrhundert bekannt. 1114 ist die erste urkundliche Erwähnung von Aufseß. Eine Pfarrkapelle (und damit Gemeindekapelle) wird erstmalig in der Stiftungsurkunde von Otto v. Aufseß im Jahre 1309 bezeugt.
Reformationszeit
Die Reformation hielt im Aufseßschen Herrschaftsgebiet schon bald Einzug. Caspar v. Aufseß lernte Martin Luther auf dem Reichstag von Worms 1521 kennen, als er den Markgrafen von Ansbach dorthin als Berater begleitete. Hans Siegmund v. Aufseß, geboren 1530, wurde bereits evangelisch getauft und 1550 mit den brandenburgischen Lehensgebieten Aufseß und Oberaufseß belehnt. Dazu gehörte damals auch Wüstenstein bis zu dessen Verkauf an Brandenburg 1681. Damit hatte die Reformation schon sehr bald, zwischen 1521 und 1530, nur wenige Jahre nach Luthers Thesenanschlag, in Aufseß Fuß gefasst. Die Kirchengemeinde von Aufseß war von Anfang an eine selbstständige Patronatsgemeinde. Das heißt, die Herren von Aufseß entschieden über alle kirchlichen Belange in ihrem Gebiet, auch über die Konfession der Untertanen. Sie waren zuständig für die Einführung von Gottesdienstordnungen, kirchlichen Festen und Gesangbüchern, für die Besetzung und Besoldung
der Pfarrer und Lehrer, für den Bau und Erhalt der Kirche und kirchlicher Gebäude.
Konfessionsstreitigkeiten
Im dreißigjährigen Krieg fielen marodierende kroatische Söldner 1633 über Aufseß her. Das gleiche Los hatte 1632 bereits Muggendorf und 1634 Heiligenstadt und weitere umliegende protestantische Dörfer getroffen. Im selben Jahr trat die Pest auf und raffte die restliche Bevölkerung dahin. 1638 fiel das zerstörte Stammschloss und das ausgestorbene Dorf Christoph Daniel v. Aufseß zu, der es wieder aufbauen und wiederbeleben musste. Die Kirche richtete er nur notdürftig wieder her. Nach seinem Tod 1672 brachen Zwistigkeiten zwischen seinen beiden Söhnen Friedrich und Karl Heinrich v. Aufseß aus, die die Kirche und Gemeinde die nächsten Jahrzehnte beschäftigten. Karl Heinrich v. Aufseß verließ 1690 das Stammhaus und baute sich ein eigenes Schloss, das heutige Schloss Oberaufseß und ließ dort auch evangelische Gottesdienste abhalten. Von den Söhnen des in Unteraufseß gebliebenen Friedrich v. Aufseß traten 1726 fünf zum katholischen Glauben über. Einer von ihnen, Christian Ernst v. Aufseß führte in der schlosseigenen Kapelle katholische Gottesdienste ein und errichtete in Aufseß auch eine katholische Schule. Er betrieb verstärkt die Rekatholisierung und hinderte die Ausübung des evangelischen Glaubens und den Kirchenneubau der jetzigen Schloßkirche, die 1742 fertig wurde, erbaut durch den Oberaufseßer Christoph Ludwig v. Aufseß. Durch den Druck konvertierten viele Familien und der Rest dachte 1737 ernstlich an Auswanderung nach dem Vorbild der Salzburger Emigranten, die einige Jahre vorher durch Aufseß gezogen waren. Die „Religionsstreitigkeiten“ wurden erst 1758 durch einen Vertrag beendet. 1800 fiel das Stammschloss an die evangelische Linie zurück. Damit fanden die katholischen Gottesdienste in der Schlosskapelle auch ihr Ende. Die katholischen Einwohner wurden erst 1817 zur 1789 errichteten Pfarrei Hochstahl umgepfarrt. Als Ausgleich wurden die evangelischen Ortschaften Rauhenberg und Draisendorf nach Aufseß eingepfarrt.
Aufseß unter Preußen und Bayern
Im Jahr 1797 wurde Aufseß dem Königreich Preußen einverleibt. Doch bereits 1803 ging durch einen Gebietstausch das preußische Amt Streitberg mit den Vogteien Thuisbrunn, Hetzelsdorf und Aufseß an das Königreich Bayern über. Die kirchlichen Entscheidungen wurden nun in München durch das königliche Konsistorium getroffen, dem alle evangelischen Gemeinden des Königreiches unterstanden. Wohl hauptsächlich von 1852 an sind viele Gemeindeglieder nach Nordamerika ausgewandert und später durch die Industrialisierung in die Städte weggezogen. Das Jahr 1920 bedeutete dann das Ende der Monarchie in Bayern. Die Kirche wurde unabhängig vom Staat. Sie gab sich eine eigene Verfassung, bezeichnete sich nunmehr als „Evangelisch- Lutherische Kirche in Bayern“ und verwaltete ihre Belange selber. Dies bedeutete auch das Ende des Patronats, welches 1966 abgelöst wurde.
Brunn
Urkundlich erwähnt ist Brunn (alte Schreibung Bronn) bereits im 12./13. Jahrhundert. Vorreformatorisch war die Brunner Kirche eine Ross- und Viehwallfahrtskapelle und trug damit zum Kirchenvermögen bei. Im 30-jährigen Krieg scheint Brunn im Gegensatz zu Aufseß und Heiligenstadt verschont geblieben zu sein. Bis zum 2.8.1841 war Brunn eine Filiale der Kirchengemeinde Heiligenstadt und wurde von dort her betreut und versorgt. So ist die Hinwendung zur Reformation (1582) auch identisch mit der Heiligenstädter Geschichte und dort dann nachzulesen. Einer Selbstständigkeit stand damals 1841 nichts im Wege, da die Gemeinde so wohlhabend war, ein Pfarr- und Schulhaus zu bauen und Pfarrer und Lehrer bezahlen zu können. 1892 wurden die Evangelischen der Ortschaften Hohenpölz, Huppendorf, Königsfeld, Kotzendorf, Laibarös, Poxdorf und Voitmannsdorf umgepfarrt nach Brunn. Ende der 1970er Jahre wurde Brunn mit Aufseß zu einer Pfarrei zusammengelegt.
Martin Völkel, Pfarrer in Aufseß und Brunn